Interview mit Bürgermeister Christoph Kaufmann
Vorerst Gratulation zum Wahlergebnis und zur Bestätigung Ihres Bürgermeisteramtes. Haben Sie das Ergebnis so erwartet?
Zunächst freut mich natürlich das persönliche Ergebnis mit über 2.300 Vorzugsstimmen, dass man durchaus als Bestätigung sehen kann. Aber gewählt werden muss ich selbstverständlich erst durch den neuen Gemeinderat. Und das kann leider noch etwas dauern. In Summe bin ich aber mit dem Ergebnis für mein Team Kaufmann zufrieden, das bis zuletzt nicht nur hart für Kritzendorf und Klosterneuburg gearbeitet hat sondern im Wahlkampf auch stark unterwegs war.
Die Wahl wurde ja von einigen Mitbewerbern wegen Unregelmäßigkeiten in einem Pflegeheim angefochten. Gibt es da schon Informationen, wie es weitergeht und könnte auch eine Neuwahl auf uns zukommen?
Sämtliche Unterlagen wurden von der Stadtgemeinde an die Landeshauptwahlbehörde übermittelt und jetzt werden die Vorwürfe geprüft. Im März kommt es für alle Anfechtungen in NÖ zu einer Entscheidung und dann wissen wir, wie es im Fahrplan weitergeht. Im Falle einer Neuwahl im betroffenen Sprengel, von der ich derzeit ausgehe, würde sich die Konstituierung des neuen Gemeinderates wohl bis in den Juli verschieben.
Können zum jetzigen Zeitpunkt überhaupt Sondierungsgespräche mit anderen Parteien stattfinden und gibt es Ihrerseits eine Präferenz für eine Partnerpartei?
Ich hatte bereits unmittelbar nach der Wahl Gespräche mit allen wiedergewählten Parteien. Wir werden diese inhaltlichen Gespräche auch abseits des endgültigen Ausgangs der Wahl fortsetzen. In den kommenden Monaten müssen wir vorerst einmal mit dem bisherigen Gemeinde- und Stadtrat weiterarbeiten, damit die Verwaltung unserer Gemeinde arbeitsfähig bleibt!
Was waren Ihre größten Erfolge im ersten Jahr Ihrer Amtszeit?
Vieles war ja bereits auf Schiene, aber einige große und kleine Erfolge haben mich schon gefreut. In der Kultur konnten wir einen neuen Intendanten für die operklosterneuburg finden und die Eröffnung des Musikpavillons im Strombad sowie die Albertina Klosterneuburg waren echte Highlights. Die Verhandlungen für den Kindergarten Kreutzergasse konnte ich als neuer Bürgermeister starten und erfolgreich zu Ende bringen, der Neubau für die Feuerwehr Kritzendorf läuft auch hervorragend und kleine Erfolge wie neue Parkscheinautomaten oder die erste Hundezone im Stadtzentrum waren auch schön.
Gab es Vorhaben, die sich als schwieriger als erwartet herausgestellt haben?
Richtig schwierig sind die Herausforderungen im Rahmen des Budgets. Hier machen sich die fehlenden Mittel aus dem Finanzausgleich sowie das fehlende Bekenntnis mancher Mitbürger zu einem Hauptwohnsitz bemerkbar. Dadurch entgehen uns mehrere Millionen Euro pro Jahr für notwendige Investitionen. Sonst könnten wir kleine Projekte wie einen Beachvolleyballplatz im Strombad oder große Vorhaben wie die neue Bühne im alten Kino am Rathausplatz rascher umsetzen.
Wie reagieren Sie auf Kritik, wenn Erwartungen der Bürger nicht erfüllt wurden?
Mit Ehrlichkeit, denn nicht erfüllte Erwartungen haben ja meistens einen Grund. Entweder weil sich Projekte finanziell nicht darstellen lassen, Zuständigkeiten wie bei den Landesstraßen nicht bei uns liegen oder Projekte aus eigener Sicht zwar sinnvoll scheinen, aber im Ausgleich der Interessen keine Mehrheit finden. Die Vielzahl an Wünschen ist so groß wie die Menge an Gründen, warum manches nicht geht. Die Kunst der Politik ist es, am Ende des Tages die richtigen Schnittmengen zu finden für ein gutes Miteinander in der Gemeinde.
Was ist Ihre langfristige Vision für Klosterneuburg?
Klosterneuburg ist lebendig, sicher und sehr lebenswert. Ich möchte unsere Stadt noch belebter und nachhaltiger gestalten und werde auch alles daransetzen, dass unsere sichere Stadt auch wieder den Stellenwert in NÖ einnimmt, den sich Klosterneuburg aufgrund seiner historischen Vergangenheit und seiner wissenschaftlichen Zukunft verdient!
Zu Kritzendorf:
Gibt es schon Neuigkeiten zur geplanten Kinderkrippe auf dem Objekt der ehemaligen Pizzeria Mera?
Der Gemeinderat hat dazu einen umfassenden Raumordnungsvertrag beschlossen und ich bin guter Dinge, dass die Kinderkrippe auch bald realisiert wird.
Das Grundstück gegenüber wurde bereits gerodet, gibt es dazu neue Informationen?
Ich weiß, dass zahlreiche Grundstücke in Kritzendorf neue Besitzer haben und es seitens der Stadtplanung und Stadtrat Roland Honeder auch Gespräche zur weiteren Bebauung gibt. Details dazu liegen mir aber keine vor, da hier erst der Planungsausschuss befasst werden muss.
Im Zuge des Wahlkampfes haben sich einige Personen für die Ortsvorstehung in Kritzendorf beworben. Kann man dazu schon etwas den Kritzendorfer*innen mitteilen?
Zunächst darf ich der langjährigen Ortsvorsteherin Ingrid Pollauf zu ihrem hervorragendem Vorzugsstimmenergebnis gratulieren, was ich auch als Bestätigung für Ihre Arbeit werte. Wie und mit wem die Position der Ortsvorsteher in ganz Klosterneuburg besetzt werden, kann ich aber erst nach den Verhandlungen mit den anderen Parteien und in enger Rücksprache mit den Mandataren der Orte beantworten. Am Ende entscheidet ja schließlich der Gemeinderat darüber!
Wie hat sich Ihr Alltag und Ihr persönliches Leben seit dem Amtsantritt verändert?
Die Arbeitswoche hat sich drastisch verändert und die Abende und Wochenenden mit der Familie haben sich stark reduziert. Hier gilt es nun eine gute Balance zu finden nach einem sehr intensivem ersten Arbeitsjahr. Und der regelmäßige Sport hat sich leider ganz aufgehört, da muss ich nun für Ausgleich sorgen.
Was motiviert Sie jeden Tag aufs Neue in Ihrem Amt?
Die einzigartige Möglichkeit dank Verhandlungen und intensiven Gesprächen Projekte und Visionen für unsere Stadt zu entwickeln und umzusetzen. Jede kleine und große Maßnahme, die wir als Kommunalpolitiker setzen, ist meistens mit einem Eintrag in die Geschichtsbücher unserer Stadt verbunden. Und diese hohe Verantwortung motiviert mich.